Umbau Fanhaus Louisa – Phase 1

Was wir uns für das Fanhaus Louisa vorgenommen haben, ist mit Sicherheit schon bis in den letzten Winkel der Fanszene vorgedrungen. Schließlich ist unter dem Motto Das Fanhaus braucht Eure Unterstützung die größte Werbekampagne losgetreten worden, die das Fanprojekt seit seinem Bestehen erlebt hat. Für alle Nachzügler hier noch mal der Arbeitstitel in Kurzform: Die sanitären Einrichtungen werden den Erfordernissen der Zeit angepasst und außerdem schaffen wir mehr Platz im Haus.
Nach der beliebten Devise Abreissen – Neubauen widmen wir uns in den nächsten 10 Wochen mit Kopf, Herz und Hand ganz und gar dem Fanhaus Louisa. Wir verfolgen die Absicht, es so herzurichten, dass es in den nächsten Jahren keinen ungenutzten Quadratzentimeter mehr zu bemängeln gibt. Zur Abwechslung vom Fanprojektalltag also mal wieder die übliche Prozedur - Eine Baustelle wird eröffnet. Es braucht fast eine Woche, bis das Fanhaus komplett ausgeräumt ist. Alles muss staubsicher verstaut und nebenbei das komplette Inventar umverteilt werden. Küche und Aufenthaltsraum befinden sich für die nächsten Wochen auf der hinteren Terrasse. Trotz Lagerhallenatmosphäre erweist sich der provisorische Haushalt als erfreulich funktionstüchtig und die ersten Gewöhnungseffekte stellen sich schnell ein.

Heute dann der erste Baustellentag im eigentlichen Sinne. Elektromeißel, Hämmer, Schubkarren, Schippen, Arbeitshandschuhe, Schutzbrillen, Staubmasken und  sonstige für die Entkernung eines Gebäudes  hilfreiche Werkzeuge aller Art werden unter den Arbeitswilligen verteilt. Von der gemeinsamen Mittagspause abgesehen, herrscht den ganzen Tag arbeitsintensiver Ausnahezustand. Mit dem Resultat, dass schon am Ende des Tages, bis auf den Kamin, die komplette Wand zum Thekenraum Stück für Stück in ihre Bestandteile zerlegt ist. Um zu verhindern, dass uns die Holzdecke des Thekenraums auf den Kopf fällt, deren Tragebalken ausgerechnet auf dieser Wand aufliegen, wird die Decke durch vorher gestellte Bausprießen abgefangen. Bei allen Arbeiten stellt sich das Gerüst, das man uns unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat, als unschätzbare Hilfe heraus. Dafür einen großen Dank an die Hilfsbereitschaft der Frankfurter Fanszene.

Am zweiten Tag muss der Kamin dran glauben. Weil dieser jetzt frei im Raum steht verzichten wir darauf, ihn Stein für Stein abzutragen. Mit Hilfe eines dicken Seils wird das Gemäuer einfach umgezogen und die Bruchstücke dann ebenerdig in handliche Teile zerlegt. Kaminsteine eignen sich perfekt, um irgendwann einmal im Garten einen Grill zu bauen. Deshalb werden alle unbeschadet geblieben Steine vom alten Mörtel befreit und im Keller eingelagert. Der fehlende Kamin hat ein Loch im Dach hinterlassen, das zubetoniert und danach provisorisch mit einer Plane abgedeckt wird.

Am dritten Tag stehen diverse kleinere Bauabschnitte auf dem Programm. Fürs Erste werden zwei komplette Reihen der Gehwegplatten herausgestemmt aus denen Terrassenboden zusammengesetzt ist. Das darunter liegende Sandzementgemisch wird abgetragen und in den Bauschuttcontainer entsorgt. Ziel des Ganzen ist die Freilegung des Unterbodens an dieser Stelle, damit die Fundamente für eine Stahlkonstruktion punktgenau gesetzt werden können. Die Stahlkonstruktion hat die Aufgabe die Funktion der fehlenden Mauer zu ersetzen. Dabei handelt es sich allerdings weniger um eine Laststütze, denn das Dach würde ohne Mauer genauso gut halten. Doch ohne die aussteifende Stahlkonstruktion würde das ganze Haus Gefahr laufen, sich nach und nach zur Seite zu neigen. Wie bei einem Kartenhaus, das zwar relativ stabil ist, wenn man oben drauf drückt, aber einem Stoß von der Seite nicht viel entgegenzusetzen hat. 7,5 Tonnen Backsteine, kaputte Gehwegplatten (die ganzen legen wir auf Halde), Schutt und Staub füllen den ersten Bauschuttcontainer bis oben hin und der nächste ist schon geordert.  

Der vierte Tag beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück samt Festlegung der nächsten Arbeitsschritte. Im Rahmen eines Corporate Responsibility Day verstärken vier MitarbeiterInnen der Unternehmensberatung goetzpartners unseren Baustellentrupp. Gemeinsam reißen wir die restlichen Gehwegplatten und legen den kompletten Unterboden der Terrasse frei. Parallel dazu bekommen die grau vorgrundierten Vergitterungen, die Türen und Fenster sichern, endlich die gewünschte Farbe. Am Nachmittag stößt eine Gruppe tatkräftiger Jugendlicher aus der Kita St Martin im Gallus zu uns. Zum gemeinsamen Warmup wird eine Kette organisiert, um sämtliche Gehwegplatten, die zuvor noch in mühseliger Kleinstarbeit von Mörtelresten befreit wurden, an einen 20 Meter vom Haus gelegenen Lagerplatz umzustapeln. Anschließend rücken wir mit vereinten Kräften und allen erdenklichen Werkzeugen den Fliesen im Hauptraum zu Leibe. Am Ende des Tages sind große Fortschritte im Umbau der Louisa zu sehen und wir können fast den gesamten ersten Bauabschnitt der Fanhausgeschichte überantworten. Das ist mehr als erwartet, wofür  wir ein riesiges Kompliment aussprechen an alle, die dabei waren.

Das Beste an Tag fünf ist das leckere Mittagessen, dass uns die Küchenfee aus der Nachbarschhaft kredenzt. Damit sorgt sie  nicht nur heute für das Highlight der Baustelle, denn sie bekocht uns jeden Tag in dieser ersten Bauwoche. Aus gesundheitlicher Perspektive betrachtet, schützen die außer Haus eingenommenen Mahlzeiten außerdem davor, die ganze Zeit feinstaubbelastete Butterbrote zu sich nehmen zu müssen. Fliesen raushauen und Fliesenkleber mit schweren Gerät von Boden pickeln, das ist es, was uns den lieben langen Tag beschäftigt. Zur Abwechslung wird noch die Decke des Thekenraums an der Betonunterkonstruktion des Hausdaches befestigt, so dass die Bausprießen abgebaut werden können.

Wir schreiben den Tag sechs der heißen Bauphase und wir hämmern, flexen und meißeln uns durch das Innenleben des alten Bahnhofs Louisa. Ab und zu fliehen wir aus dem permanenten Abbruchstaub in die halbwegs frische Frankfurter Luft. Hier werden neue Kräfte gesammelt, um in der nächsten Runde noch mehr Staub zu produzieren. Mittlerweile sind alle Fliesen entfernt und die meisten überflüssig gewordenen Metallteile, wie Fensterrahmen und Türen herausgerissen und in handliche Teile zerlegt. Am Ende des Arbeitstages wird die Baustelle aufgeräumt und der Boden abgesaugt. Zum Schluss werden im entkernten Hauptraum Biertischgarnituren aufgestellt, denn auch während der Bauphase finden im Fanhaus Gruppentreffen statt. Falls es jemanden interessiert: Der kulinarische Ausflug in die Nachbarschaft beschert den Bauhelfern so leckere Gerichte wie Frikadellen mit Kartoffeln und Zwiebelsoße oder selbstgemacht Linsensuppe. 

Heute werden, die sanitären Anlagen herausgerissen und der gesamte Innenraum komplett entkernt. Nur eine Toilette bleibt noch so lange wie möglich unverschont, doch bis zum Entsorgungsengpass dauert es nicht mehr lange. „How to shit in the woods“, dieses Buch von Kathleen Meyer könnte da weiterhelfen. Es kursiert unter Outdoor-Freaks und, wie der Name schon sagt, beschäftigt es sich mit der menschlichen Notdurft in Fällen, in denen auf den Komfort einer gewöhnlichen Toilette verzichtet werden muss. Wald, Schaufeln und Klopapier sind zum Glück ausreichend vorhanden. Lieber Revierförster, liebe Waldbesucher, keine Sorge. Wir können ins Sportjugendzentrum ausweichen, bis in ca 4 – 5 Wochen die neuen Toiletten an Ort und Stelle sind. Zur Abwechslung ist auch mal wieder Farbe im Spiel. Mit Orange und Gelb gleichen geduldige Hände die Eingangsgitter farblich an die Frontwand an. Außerdem wird eine Säule im Hauptraum von Putz befreit, so dass das Mauerwerk zukünftig zu sehen sein wird. Industrial Style Design ist nun mal das Credo dieser Zeit. Passend dazu geht auch kulinarisch der Trend zum Old School: heute gibt es Apfelpfannkuchen in der gusseisernen Pfanne auf der Küchenhexe ausgebacken.

Auf der Wand, die die Toiletten von der Terrasse trennt sind die jeweiligen Arbeitsschritte angeschrieben, die nach und nach erledigt werden müssen. So steht an einer Stelle in großen schwarzen Buchstaben „Die Wand muss weg“, was irgendjemanden dazu veranlasst, das Wort Wand durchzustreichen und durch Mauer zu ersetzen. An Tag acht beschäftigen wir uns also mit dem Mauerfall. Mitten in besagte Mauerwand wird zunächst ein Schlitz geflext, um eine gerade Abbruchkante herzustellen. So ist gewährleistet, dass ein Teil abgerissen und ein Teil stehen bleiben kann. Eine Backsteinmauer reißt man am besten ab, indem man den Meißel zwischen den Fugen ansetzt, doch um die Fugen zu erkennen, muss man zunächst der Putz von der Fläche abschlagen. An einer Stelle kommt unter der ersten Putzschicht der Spruch „Wir brauchen keinen Beckham und auch keinen Zidane. Wir haben unseren Uwe, Uwe Bindewald“ zum Vorschein, den irgendjemand während der ersten Sanierung des Fanhauses im Jahr 2004 dort verewigt hat. Nach und nach tragen wir das Mauerstück zur ehemaligen Toilette mit Hilfe von Elektromeißeln Reihe für Reihe ab, während der zum Flur gehörende Teil der Wand stehen bleibt. Das Mauerstück mit dem Wort „Bindewald“ haben wir als Ganzes aus der Wand gestemmt, damit es der Nachwelt erhalten bleibt. Inzwischen erinnert die Baustelle an die Zeit vor 11 Jahren, denn fast alles was damals neu gebaut wurde, ist in den letzten Tagen wieder abgerissen worden. Soviel an dieser Stelle zum Thema Bauen für die Ewigkeit. Parallel zu den Abrissarbeiten werden die Außenseiten der Gitter grundiert und gestrichen, wobei das logistische Problem zu bewältigen ist, Staub und frische Farbe voneinander zu trennen.

Am Morgen des neunten Tages wird die Stahlkonstruktion eingepasst. Dafür werden möglichst viele Helfer schon früh aus den Federn geklingelt, denn eine Menge starker Arme sind nötig. Wer schon mal einen eine 4,50 m langen Stahlträger HEB 140 ohne technische Hilfsmittel, wie Gabelstapler, Kran, oder Kettenzug in vier Meter Höhe gehoben hat, weiß warum. Besagter Stahlträger wird mithilfe eines Gerüstes, drei Leitern, zwei Bausprießen, einer Stockwinde und einer Riesenmenge Muskelkraft unter die Decke gedrückt und seitlich mit je einem Ständer in der gleichen Dimension abgefangen. Das Ganze wird dann zu einem kompakten Rahmen verschraubt, der durch ein Stahlband zum neigungsstabilen Viereck ergänzt wird, welches unter Bodenniveau an die Standfüße der aufrechten Streben angeschweißt wird. Schließlich werden die beiden Ständer mit Ankern, die in der Wand eingeklebt werden am Resthaus befestigt. Durch die Entfernung des Bodenbelags auf der Terrasse wurden Stahlträger freigelegt, die zur Stabilität der Kellerdecke beitragen und die dort eingebaut sind, seit der Bahnhof Louisa Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Diese vom Rost zu befreien, damit sie aus Gründen der Langlebigkeit mit Rostschutzfarbe gestrichen werden können, war eindeutig der unbeliebte Teil des Arbeitstages. 6 dreieinhalb Meter lange Stahlträger zu entrosten, darum reißt sich wirklich niemand. Umso weniger, wenn man die Stahlträger danach nie wieder sieht, weil sie unter einem Estrichboden verschwinden. Hier handelt es sich um diese typische Art von Arbeit, die verdammt viel Zeit in Anspruch nimmt, in kleinster Weise motivierend ist und im Grunde mit der Auszahlung einer Schmutzzulage belohnt werden müsste. Großes Kompliment an diejenigen, die das durchgestanden haben.

Der zehnte Tag meint es nicht viel besser mit uns. In einem letzten großen Schwung werden die restlichen Abbrucharbeiten erledigt. An einem Ende der Baustelle werden die gesamten restlichen Toiletteneinbauten, sowie alle alten Leitungen und Rohre demontiert. Am anderen Ende wird der Boden im Hauptraum möglichst eben gemacht, damit erst eine Spannungsausgleichsmatte und dann die neuen Fliesen darauf verlegt werden können. Unglücklicherweise befindet sich in der Mitte des Bodes eine ausgedehnte Erhöhung, auf der man unmöglich großformatige Fliesen so legen kann, dass sie nicht an allen Ecken und Enden hochstehen. Also muss dieses Hindernis Stück für Stück abgetragen werden und hier zeigt sich unbeliebte Arbeit in vollendeter Form. Zuerst werden mit einer Flex kreuzweise Rillen in den Boden geschnitten, sodass ein viereckiges Raster entsteht. Die einzelnen Rasterstücke dann mit Hammer und Meißel herausstemmen, das ist Teil zwei der Aufgabe mit der Überschrift: Durchhalteparolen im Staubinferno.

Soweit wir feststellen können, sind durch die Abbrucharbeiten keine bleibenden Schäden zurückgeblieben, die nicht beabsichtigt waren. Was so viel heißt wie, die Bahn ist frei für den Aufbau. Mittlerweile ist im Terrassenbereich der Estrichboden fertig und der erste Teil der neuen Fliesen wurde gelegt. In den nächsten beiden Wochen wird der Boden zuende gefliest und danach das Ganze verfugt. Parallel dazu werden die Wände stellenweise verputzt, gestrichen und der Trockenbau, sprich Verkleidung der Decke und Aufstellen der Wände für die neue Toilettenanlage, kann beginnen. Außerdem werden die Außentüren eingebaut. Heute ist der 16. Oktober 2015 und wir versprechen Euch allen, dass in spätestens 6 Wochen der normale Betrieb des Fanhauses wieder aufgenommen werden kann. Was zu guter Letzt noch zu sagen bleibt ist, dass das Umfeld der SGE uns an allen Ecken und Enden unterstützt hat. Und, dass ohne diese Hilfe eine Baustelle dieser Größenordnung für das Fanprojekt niemals denkbar gewesen wäre.

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